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Nach langem Hadern entschloss ich mich dazu, ein Profil zu erstellen, und war begeistert von der Möglichkeit, anonym zu bleiben. Am Anfang hielt ich mich in den Chats stark zurück und verriet nur wenig über mich, doch mit der Zeit wurde ich immer offener. Ein besonders sensibler Gesprächspartner schaffte es, dass ich mich ihm anvertraute und über meine Träume und Vorstellungen sprach.

Zum ersten Mal sprach ich über meine geheimen Gedanken mit jemandem, von dem ich weder das Gesicht noch den wahren Namen kannte. Ich begann es zu schätzen, wenn die Nacht hereinbrach und ich in das Miteinander von Masken und vorsichtiger Offenheit abtauchen konnte. Es war interessant, wie ich einem Fremden online Gedanken anvertraute, die selbst meine beste Freundin Marie nicht kannte, und trotzdem fühlte es sich leicht an.

Ich fühlte mich durch die Anonymität des Gesprächs von äußeren Erwartungen befreit, was mich ehrlicher machte. Mit jedem Gespräch wurde mir bewusster, wie besonders diese Form der Nähe war, bei der Äußerlichkeiten keine Bedeutung hatten. Dieser Raum war wie eine Schutzzone, die mir den Mut gab, alles von mir zu offenbaren. Ich stellte überrascht fest, dass die Offenheit der Chats meine echte Kommunikation positiv beeinflusste.